Gefühlswelten im Doppelpack
Chemnitz. Die Schwestern Gundel Huhn und Manuela Sieber sind Künstlerinnen. Die eine lebt in Chemnitz, die andere ist Wahl-Berlinerin. Die eine malt, die andere komponiert, textet und singt. Die
eine tut es in ihrer Freizeit, die andere hauptberuflich – doch beide gewähren durch ihre Werke gleichermaßen Einblick in ihre Gefühlswelt. Heute sind sie in ungewöhnlichem Ambiente zu erleben:
Im „Möbelladen“ in der Hochgarage an der Zwickauer Straße. Antje Kloppenburg hat sich mit den ungleichen Schwestern unterhalten.
Freie Presse: Wie ist es zu der Idee gekommen, eine gemeinsame Veranstaltung zu machen?
Gundel Huhn: Zwei Schwestern zeigen ihre Kunst, diese Idee hatte ich schon vor sechs Jahren bei meiner ersten Vernissage. Dabei hat mich Manuela auch schon unterstützt. Das ist damals ganz gut angekommen.
Freie Presse: Inzwischen haben Sie sich einen Namen gemacht. Man erkennt „eine Huhn“. Was machen Sie für Kunst?
Huhn: Meine Schwester ist die Bekanntere …
Freie Presse: Seien Sie doch nicht so bescheiden … Es gibt nicht wenige Chemnitzer, die Ihre Bilder hängen haben.
Huhn: Ich male vorrangig mit Acryl, aber auch mit Öl und benutze neben Pinsel die Finger oder Schwämme. Inzwischen habe ich mir eine besondere Spachteltechnik angewöhnt. Manchmal stelle ich auch Collagen mit Fremdmaterialien her.
Freie Presse: Wie sind Sie zur Malerei gekommen?
Huhn: Mir wurde es sozusagen in die Wiege gelegt, weil mein Großvater Kunstmaler war. Schon als Kind habe ich zu malen begonnen. Vor acht Jahren habe ich dann bei der bekannten Chemnitzer Künstlerin Gitte Hähner-Springmühl Unterricht genommen, die vorwiegend abstrakte Kunst lehrt. Bis ich jetzt inzwischen meinen ganz eigenen Stil entwickelt habe, autodidaktisch gewissermaßen.
Freie Presse: Und Sie zur Musik?
Manuela Sieber: Auch ich habe schon als Kind voller Leidenschaft Musik gemacht, gesungen und Klavier gespielt. Mit 14 schrieb ich meinen ersten Song. Später habe ich Gesang studiert und einfach mal so beim europäischen Chansonwettbewerb im Hamburger Tivoli vorgesungen und den dritten Preis gewonnen. 2003 gewann ich dann den Förderpreis für Songpoeten in München. Da ich mich auch immer sehr für Schauspiel interessiert habe, habe ich auch noch ein Schauspielausbildung in Hamburg gemacht.
Freie Presse: Wo nehmen Sie Ihre Inspirationen her?
Huhn: Mir fällt immer etwas ein, wenn ich vor meiner Staffelei stehe. Ganz oft male ich nachts, manchmal bis zwei oder drei Uhr morgens. Ich bin früh auch schon mal mit einem Pinsel im Bett aufgewacht …
Freie Presse: Wie ist es bei Ihnen, Frau Sieber? Woher nehmen Sie die Ideen für ihren gefühlvollen Texten?
Manuela Sieber: Ich muss nur die Augen und Ohren offenhalten, das Leben selbst schreibt die Geschichten, ich muss sie nur wahrnehmen, es auf Papier bringen. Das geht natürlich nur, wenn es mich berührt.
Freie Presse: Tauschen Sie sich als Künstler-Schwestern darüber aus, was Sie gerade machen?
Huhn: Da wir nicht in einer Stadt leben, eher selten. Manuela ruft mich aber schon mal an und singt mir etwas vor. Wenn sie in Chemnitz ist, sieht sie sich auch meine Bilder an und gibt mir Tipps.
Sieber: Ja, wenn ich in Chemnitz bin, zeigt Gundel mir ihre Bilder und wir sind ehrlich zu einander. Meine Schwester malt wirklich sehr gut, sie bleibt dran, hat sich so stark weiterentwickelt und besitzt eine große Leidenschaft zum Malen. Das sieht man dann als Ergebnis.
Freie Presse: Sie warten heute Abend mit neuem Repertoire auf. Erwartet die Zuhörer eine andere Manuela Sieber?
Sieber: Nein, eine andere Manuela nicht, aber es wird anders sein. Und das Neue scheint für einen selbst auch immer das Beste.
Freie Presse: Sie sind auch Schauspielerin, wofür schlägt ihr Herz?
Sieber: Musik ist der erste Schwerpunkt, Schauspiel meine zweite Leidenschaft
Freie Presse: Gibt es Sie auch auf CD?
Sieber: Mit meinen eigenen Songs habe ich ein Album „Endlich allein“ veröffentlicht. Es ist schon lange fällig, meine neuen Songs aufzunehmen, dafür braucht es aber Zeit und eingespielte Musiker. Den richtigen Moment im Studio abzupassen, dass der Funke überspringt und der Livecharakter rüberkommt, ist schwer. Da beneide ich manchmal die Malerei....